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Montag, 12. März 2007

Die Zwangshandlungen der Journaille

Seit Tagen verschlägt es mir ganz schön die Sprache, wenn ich Artikel und Kommentare zu Roger Ciceros Sieg im deutschen Blätterwald lese. So ein Mass an schlichter Fehldeutung der Tatsachen macht einen wirklich mürbe.
Klar, Monrose waren der haushohe Favorit und dem Kunze traut nun wirklich keiner was zu, was man da allerdings lesen muss, kann ich nur mit fortschreitender Schadenfreude erklären.

Da werfen einige Monrose vor, dass sie noch nichtmal einen neuen Song für den Contest gehabt haben und missachten vollkommen den Umstand, dass Ciceros Liedchen ebenfalls ein Album-Song ist. Man kann lesen, dass der Erfolg seiner Songs die Rache der Über-Dreissigjährigen sei, die sich von der Musikindiustrie alleine gelassen fühlen. Die genug von Format- und Casting-Pop haben, der ja eh nur was für die Zielgruppe von 12-19 ist.

Ach Jungs von Spiegel, Sueddeutsche, Welt, etc. geht euch da vielleicht etwas zu sehr die Hose auf? Natürlich, Roger Cicero hat eine fundierte Jazz-Ausbildung, sein alter Herr ist ein ganz grosser gewesen, etceterapipapo. Und Monrose sind natürlich die Casting-Band die sie nunmal tatsächlich sind: Sie können passabel singen, bekommen ihre Songs und Texte von anderen geschrieben und machen radiotauglichen Format-Pop, der nichts aussagt und nur gefallen will. Das wissen wir ja alles.
Und ja, Roger Cicero hat früher Jazz und ein paar Soul-Platten gemacht, war also so richtig künstlerisch unterwegs. Nur, das hat er lange hinter sich gelassen mit seiner neuen Swing-Chose. Er hat sich den Texter geschnappt der auch schon Anette Louisan aufgebügelte, eine Big Band drunter geschraubt und sich einen Hut a la Dean Martin auf die halbe Glatze gestülpt. Klingt kalkuliert? Ich denke ja und das ist es auch.
In diesem Sinne taugt Roger Cocero nun wirklich nicht viel als Beispiel für eine Klatsche der frustrierten Musik-Connaiseure Über-30.

Auch der Swing-Unterbau kann in keinster Weise dafür als Beweis oder Anschau einer höheren künstlerischen Kredibilität herhalten. Das hat sich schon lange erledigt und tatsächlich gilt seit Ewigkeiten in der Musik auch dieser Satz: "Wenn nichts mehr geht, Swing verkauft sich."

Wenn ich allerdings die Wahl habe ein Stück ehrlichen Format-Pops a la Monrose oder ein Musical-Theater im Stile von Roger Cicero zu nehmen, dann entscheide ich mich höchtwahrscheinlich für ersteres.
Chart-Pop ist eben Chart-Pop und es schadet ihm nicht, wenn ein paar austauschbare Hupfdohlen dazu trällern.
Swing im Sinne von Sinatra, Martin und Davis Jr. hatte aber immer auch etwas anderes, unkalkuliertes im musikalischen Blut. Da war auch ganz klar im musikalischen Untenrum das formatierte Schema, aber eben auch dies: Die kleine Geste geboren aus der grossen Melancholie. Der Anklang des Aufstehens nach dem Scheitern. Das temeperierte Ausdrücken der Gefühle die oft genug Schmerz und Getreten-Werden zum Thema hatten. Alles gepaart mit grossen und nicht formatierten Stimmen die dem ganzen erst das Leben einhauchten.
Klingt zu sehr nach Pathos? Einfach mal "Mr. Bojangles" oder "Both Sides Now" anhören und danach Ciceros Platte auflegen. Der Unterschied ist merklich und niemand wird dabei - bis auf die äussere Form - dasselbe entdecken können.

Im Grunde ist Roger Cicero dasselbe wie Monrose: Ein durchformatiertes, geplantes und gestyltes Produkt, kein Deut besser oder schlechter - Da interessiert es auch nicht, was er vorher so alles gemacht hat. Ernsthaft taugt er so nicht für die schlecht getarnte Zufriedenheit die die Kommentatoren durchblicken lassen.

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https://wonko.twoday.net/stories/3428313/modTrackback

Sebastian (Gast) - 12. März, 23:42

Ach herrlich. Erinnert mich irgendwie an meine Lieblinge Tokio Hotel. Geldscheffel-Kalkül galore. Ein Kommilitone war Sani, als die Boys in Aachen spielten. Muss schwer lustig gewesen sein. So Sani-beschäftigungstechnisch.

Und wie geil ist der Spruch: "geht euch da vielleicht etwas zu sehr die Hose auf"? 12 Punkte.

/Off Topic: Hat ein Mac keine Taste für "ß"? Ich kenne ein schweizer Mädchen, das sich immer freut, wenn ich in Emails ein ß benutze. Hat sie immer ihre Freude dran.

WONKO - 13. März, 11:40

Sebastian (Gast) - 13. März, 22:16

Hm, stell ich mich zu blöd an, oder geht aus den Bildchen tatsächlich hervor, dass ein Mac zwar mehr als 250.000 Belegungen für seine 101/102/... Tasten hat, aber ein ß dennoch zum Standardrepertoire (zumindest auf deutscher Seite) gehört? Alles andere fände ich geradezu empörend. Das gute alte deutsche ß...
WONKO - 13. März, 22:23

Hmm, also das ß findest du auf der deutschen Mac-Tastatur da wo es auch auf der PC-Tastatur zu finden ist: Rechts neben der Null. Als ob die favorisierte Plattform der Graphiker kein ß könnte :-)
Sebastian (Gast) - 13. März, 22:44

Genau DAS (-> Grafiker) war auch mein Gedanke. Mir war eben nur aufgefallen, dass dein Beitrag nicht gerade vor ß-Gebrauch strotzt ;-) Aber das mag vielleicht andere Ursachen haben... Persönliche Abneigung, Enttäuschung, Globalisierung...
WONKO - 13. März, 23:03

Reine Faulheit :-) Nein im Ernst, will eh mal wieder ganz nach alter Rechtschreibung das ß benutzen. Das ist so schön skurill irgendwie.
Sebastian (Gast) - 14. März, 07:04

Na na na, es wird ja nicht überall nach der neuen Rechtschreibung aus ß ein ss. Hatte ich letztens schon eine Diskussion drüber. Gewonnen. Haha. Ich hänge aber auch irgendwie am ß. Und wie gesagt, die Schweizer freuen sich.

WONKO - 14. März, 11:10

Ach so. Nee das meinte ich auch nicht. Meinte ich werde dann mit der alten Rechtschreibung die volle ß-Packung ausschöpfen :-)
julia (Gast) - 20. März, 22:44

ja genau, die schweizer freuen sich. ich mich auf jeden fall.
und sie suchen auf der tastatur vergebens nach einem 'b' (das trifft's noch am ehesten) neben der 0 oben rechts....
ich auf jeden fall.

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